Donnerstag, 5. Mai 2011

Grüngnome




Grüngnome

Die Frühlingssonne lockt ganz sacht.
Aus schwankend Torfgrund ragt die Schar
und raunt und wispert in der Au.
Ein jeder Schopf zählt hundert Jahr´
und wurzelt schilfig grün.

Die Sonne flirrte heiß am Tag.
So hörte ich ihr Locken wohl
und setzte keck mich auf ein Haupt.
"Wir sind so alt; was neckst Du uns?"
So tönte es aus tiefem Grund.

"Ich neck´ Euch nicht; will wissen nur,
woher Ihr kommt und wer Ihr seid."
Die Sonne stimmte friedlich sie
und leises Murmeln klang herauf
in einer Sprache unbekannt.

"Vordem war Wasser hier und Glanz.
Die Erlen beugten sich vor uns.
Wir waren eine Geisterschar
und tanzten auf dem Spiegelsee."

"Das Wasser wich; wir hielten stand.
Der Mond hielt über uns die Hand." -
"Nun stehen wir verzaubert hier
als stille Hüter dieser Welt,
die einst so anders war."

"Grüngnome werden wir genannt;
fast niemand lebt, der uns gekannt." -
"Wir träumen oft im Sonnenlicht; komm´
mit, wir führen Dich ganz still
in Welten, die Du nie gekannt."

Ich schwieg und folgte ihrem Ruf.
Ein Traum schlug mich in tiefen Bann.
Und Mondenringe glänzten auf.
Und seltsam wiegte mich der Wind.

- "Doch nun steh´ auf!"
- "Zieh´weiter nun!"
- "Ein Blick nur wurde Dir gegönnt!"
- "Spür´ festen Boden unter Dir!"
- "Du hast noch viel zu geh´n!"
- "Doch wenn Dein Weg Dir einmal schwer,
dann werden fest wir zu Dir steh´n!"




©miro

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