Donnerstag, 16. Dezember 2010

"Weihnachtskugel"

Besinnlichkeit ist
angesagt.
In Massen strömen
Menschen,
wie Zombies
durch die
Weihnachtszeit.
Und leise tickt
die Weltenuhr.
Seit langem schon
füllt sie der Glanz
der Menschheit
Unnatur.
Der Baum des Lebens
schmückt sich schon
mit Kugeln, schillernd
bunt und schön.
Und leise tickt
die Weltenuhr.
Und aus dem All
erstrahlt voll Glanz
der Menschenmüll
um den Planet,
dem er die "Aureole"
schenkt,
und dabei sicherlich -
auch an die
Weihnacht denkt.
Als Christbaumkugel,
gar nicht nackt,
hat längst die Erde
sich verpackt,
und träumt nun
einen neuen Traum
vom immergrünen
Lebensbaum.

©miro

Montag, 6. Dezember 2010

Wintertränen

Ein Regendunst
läßt Tränen blüh´n.
In Silber schmilzt
Erinnerung
und legt sich auf
die Sternenschar.
In Schmutz getreten
sinkt das Weiß
in einer Eile
dunklen Grund.
Vorbei der schöne
Flockentanz.
- Ein Kinderauge
in der Nacht,
das durch die Zwänge
nicht getrübt,
vergisst die grelle
Weihnachtszeit.
- Und träumt von
Sternen ohne Leid.

©miro

Freitag, 3. Dezember 2010

Die Winterdrude in der Stadt

Die Nacht sie liegt so eisig grau
auf Straßen und auf Plätzen.
Gespenstig speit die große Stadt
nun ihre Winterdrude aus.
Die legt sich dürr und
schwer zugleich,
in fahlem Hauch
auf manch´ Gemüt
und läßt die Ängste schwitzen.
Die Drude kichert
schauderhaft;
sie streicht
durch alle Ritzen und
spinnt aus Eis
und Ruß und Grau
manch´ ekliges Geflecht.
Sie legt es über
jedes Weiß;
damit das Graue überwiegt,
denn so ist es ihr recht.
Sie saugt mit ihrem
schwarzen Schlund,
voll Salz und Bitterkeit,
an jedem Stück Natur.
Die Winterdrude aus der Stadt
schickt einen ölig bösen Gruß;
verhext noch in der Nacht
den Tag,
der grau nun eisig folgen muß.


"
Druden (auch Trut, Nachtmahr oder Walriderske)
sind in altdeutscher Vorstellung eigentlich
Jungfrauen und Priesterinnen,
nach deutschem Sagentum insbesondere
auch auf spezielle Art besessene Frauen,

deren Geist eine Drude, einen hexenhaften
Nachtgeist
abspalten kann.
In der Fabellehre wurden aus ihnen
übermenschliche weibliche Wesen,
die auf den Menschen heilsam oder
verderblich einwirken können.
Dieses Einwirken scheint sich oft darin zu äußern,
dass sich die in Form eines alten hässlichen dürren,
aber sehr schweren Weibes abgespaltenen
Druden des Nachts zu Menschen begeben
und Albdrücken auslösen.

Man scheint darüber uneins zu sein,
ob solche Heimsuchungen einer Drude
ein gewolltes
und wissentliches Unternehmen sind.
Manchmal soll sich eine Drude
auch daran zu erkennen geben,
dass sie die erste Person ist,
die am kommenden Tag um Salz bittet.
"

Die "Definition" habe ich aus unterschiedlichen Quellen
mit einem Augenzwinkern
"zusammenrecherchiert",
um der "Winterdrude"
ein "Gesicht" zu geben.

©miro

Donnerstag, 2. Dezember 2010

In weißer Nacht schweigt nun die Stadt

In weißer Nacht schweigt nun die Stadt.
Wie Narben liegen Spuren nur
in dem zerpflügten Schnee.
Es ist, als ob ein Räderwerk nun
Einkehr hält.

Und leise, flockenleise, gibt Ruhe
uns die Weltenuhr.
Advent, mahnt nun die Winterwelt.
Auf Einkehr drängt uns die Natur,
und zeigt den Neubeginn im Schnee.

In weißer Nacht liegt nun die Stadt.
Ein Traum in Neon und Kristall.
Und leise, knisternd leise, malt Frost
ein Bild in Sternenhauch
auf Glas und Stein und auf Asphalt.

In weißer Nacht träumt nun die Stadt.
Verebbt, der Laut von Räderwerk.
Und leise, flockenleise, deckt Nacht
das knirschend´Mahlen
der Tageswirren zu.

©miro

Montag, 29. November 2010

Flaschengeist

Wand aus Kälte.
Zu durchsichtig
für einen Kerker.
- Schnell weggeschaute,
geleerte Peinlichkeit.
- Und ist ja auch
öffentlich;
ganz normal
also. -
Leergetrunken
und abgelegt,
immerhin.
- Für findige Bürger.
Mußte ja sein.
- Ohnmachtswände,
für die Durststrecke.
- Eine Fata Morgana
in einer Wüste?
- Kreislauf des Lebens?
Pfandgeld für die Armut.
Flaschengeist!

©miro

Anmerkung: Der Gedanke ist bei mir nicht neu.
(Kurzgeschichte: "Die Flaschensammler")
Nun ist aus aktuellem Anlass dieses Gedicht entstanden.
-
Film von Christel Sperlich,
Erstausstrahlung 27.11.2010/rbb - Zitat:
"
Heute sammelt sie Flaschen aus Müllbehältern,
um ihren Enkelkindern ein Eis kaufen zu können."


Freitag, 26. November 2010

Novemberkrähe

Auf einem eisig kalten Baum
saß starr
ein Kräherich.
Der Wind blies rauh
und trieb den Schnee
ihm g´rade ins Gesicht.
Er hob den Schnabel in die Luft
und krächzte mißvergnügt.
Dann flog er auf,
ganz grau und schwarz
ins graue Himmelzelt;
und ließ was fallen
erdenwärts,
das nun ihn
nicht mehr
quält.

©miro

Sonntag, 21. November 2010

Vollmondland

Geträumt in einem
milden Schein,
der durchdringt
bis ins Erdenriff,
im Perlenglanz
der Irisnacht,
liegt fernab jeder
Dunkelheit
ein Alabasterland.

Pastellgeflügelt
leben dort
die Wesen
aus dem
Nebelland,
das nur bei
vollem Mond
erwacht.

Sie fließen
milchig durch
das Licht,
und spüren
keine Festigkeit,
und strahlen
einen Glanz
so hell,
doch nur für
eine Nacht.

Den Menschen
ziehen sie in
Bann
mit einer
Regenbogenhaut,
gewebt aus
einem Seidenschaum.

Und einer Sehnsucht
Farbenspiel läßt
ihn in einem Traum
zurück,
der in Perlmutt
gehüllt.

©miro

Samstag, 20. November 2010

Novembermandarinen

Ein Leuchten dringt
in jeden Sinn.
So warm perlt Duft
in dieser Frucht
und weckt
die Sonne auf.

In Sommerfarbe
eingehüllt,
sie sprudelnd
fast den Raum erfüllt
und eigen einen Durst
und einen Hunger stillt.

November atmet
um das Haus
geht grau in grau
und nebelhaft
und auch in Regenfahnen
um.

Orangenglut vertreibt
den Geist,
und Zauber öffnet
eine Welt,
die selbst die Hände
kosten läßt.

In halben Mondenschnitzen
gelb,
quillt Freude
aus dem Schalennest
und füllt den Mund
mit Seligkeit
im Mandarinenbiss.

©miro

Samstag, 13. November 2010

Regenwolkenwiese

Regen rauft mit steter Hand
das Herbstlaub vom Geäst.
Und eine graue Glocke liegt
ganz dumpf auf einer
grauen Stadt.
Das Neonlicht streift ölig
fast über die Spur von
keiner Rast.
Ein Rauschen drängt
sich in das Hirn
und sehnt sich nach der
bunten Pracht,
an der der Herbst nun
wieder spart.
Ein schmutzig warmes
Virus gärt
und bläht den Tag
bis daß er platzt. -
Und aus dem Nichts
erscheint ein Boot
und legt so silbergrau;
an einer müden Seele an.
Es schaukelt leise, trägt
das Sein in eine Frische,
die es sucht;
und tausendfach
in Tropfenglanz
strahlt eine Wolkenwiese
auf, die quer sich durch den
Regen streckt.
Und traumverspielt,
tanzt blanker Fuß
den Regenwolkenwiesenblues.

©miro

Donnerstag, 11. November 2010

Verspielt

Der starre Raum
aus Machbarkeit,
Funktion und
Sinn und Zweck,
verkühlt das Leben
oft recht herb;
und überzieht
mit Gänsehaut
die Seele,
die die Freude
schätzt
aus reinem
Lustgefühl.

"Verspielt" so wird
es abgetan,
was wohl aus
"Kinderleichtigkeit"
uns einen
"Schnörkeltanz"
beschert,
der einen "Hüpfer"
uns erlaubt
aus einer viel
zu ernsten Welt.

©miro

Montag, 8. November 2010

Schwarze und weiße Tasten

Ein Fingerkuppenregen
streicht über Schwarz und Weiß;
und wie ein Vorhang
fällt Musik.
Weiß und Schwarz.
Tag und Nacht.
Und Traum. -
Ein Spiel. -
Melodienzauber. -
Im Herz des Raumes. -
Und geschlossene Augen
malen Farben in zeitlose Zeit.
Schwarze und Weiße Tasten.
Und Deine Lebensmelodie,
wie ein Regenreigen aus
unendlich vielen Tropfen
ins Meer gestreut.

©miro

Samstag, 6. November 2010

Kleine Blicke

Es ist nicht nur
die große Sicht,
die uns die Liebe
lehrt.
Ein kleiner Blick:
"Schau, ich bin da!"
erfüllt das Herz
mit einem Glück,
das aus dem
Alltag, zauberhaft,
ein Wunder
sprießen läßt.
Ein kleiner Blick,
ein kleines Wort,
wiegt groß in
einer kleinen Welt,
die eine Kinderseele
birgt.
Ein kleines Herz
hält schützend
nun die Liebe
über seinem
Schatz,
damit kein
ach, so großer Blick
aus dem
Verstandesaugenpaar
das Glück
der kleinen Seele
raubt.

©miro

Freitag, 5. November 2010

Möwenschreie

Weiße Schnitte durch die Luft.
Ein Kreis aus weiter Sichel
zieht.
Ein Schnabelhieb
verhallt im Wind;
entflieht der Zeit,
die schon gerinnt.
In Scharen fliegen Schreie auf
und tummeln sich zuhauf;
grellglänzend in der Sinne
Blau;
goldleuchtend in der Sonne Tanz.
Und auf den Äckern grau;
und über salzbeschäumter Flut;
und auch im Sturm gellt laut
der Ruf
und flattert greifend auf.
Und nur die Höhe dämmt
den Schrei
und wandelt ihn zu
Melodien;
die an dem ungenannten Ort
voll Liebe
ihre Kreise zieh´n.


©miro

Dienstag, 2. November 2010

Gedankenflut

Die Nacht
tanzt uferlos umher.
Auf Saiten einer fremden
Macht klingt Traurigkeit
in mir.
Und ohne Ende scheint
ein Meer, und lockt in
einem fernen Klang
so süß und doch so schwer.
Gedanken finden
keinen Grund und fließen
wie ein Wogenschaum,
und schlagen an Gezeitenstrand
und wischen alles leer.

©miro

Sternenfeuer

Ein Eiswind brannte
in der Nacht.
Ein Aschenhauch
bringt Reif hervor.
Und ungestillt
die Träume sind.
So nebelwandig
scheint die Welt;
so dunkel,
daß das Glück
entweicht;
und klamm
und schwarz
erlischt die Zeit.
Nur Fieber
brennt noch
auf der Stirn;
und fremd
schmeckt
es in meinem
Mund.
Ein Sternenfeuer
wünsch´ ich mir,
das wegbrennt
diese Übelkeit
und zaubert
eine and´re Zeit.

©miro

Montag, 1. November 2010

Wie der Mond

Das Auge schließt
sich wie der Mond,
und träumt
vom Sonnenglanz.

Und schemenhaft
ein Lächeln scheint,
und stirbt nun
einen falschen Tod.

In einer Anderswelt
erwacht ein Traum,
der so noch nicht
erahnt.

Und Winter taucht
in Mondesnacht
und hütet
neues Grün.

Und irgendwann
ein Frühlingsmond
läßt neue, frische
Wege zieh´n.

©miro

Samstag, 30. Oktober 2010

Bestimmt


Auch diesmal zeigt
die Sonnenuhr
bestimmt sehr
viele Stunden an.

Sie liegt nicht so
auf freiem Feld.
Ein Sonnenauge
soll sie sein.

Voll Sonne lacht
der Blick bestimmt,
der Freude sich
zum Maßstab nimmt.

Das Glück ist nur
ein schlechter Gast,
wenn es als Maß
nur Wünsche fasst.

Bestimmt liegt
Sonne in der Zeit,
die wir umarmen
als Moment,
der nur aus
voller Liebe brennt.


©miro

Freitag, 29. Oktober 2010

Zwergendämmerung


Herbstlich purzeln
kleine Zwerge
über Treppen
in die Zeit.
Woll´n ihr Alter
wohl verbergen,
gut bemützt
und sehr gescheit.

Herbstlich glänzen
ihre Bärte,
grau, wie halt
das Alter ist.
Doch in jugendlichem
Toben
dies ein jeder Zwerg
vergisst.

Herbstlich flattern
bunte Blätter
um die kleine
Zwergenschar,
und ganz sicher
denkt ein jeder,
wie bequem es
damals war.

Herbstlich fallen
manche Wünsche,
die zu groß
man sich gedacht.
Und mit einem
Zwergenschmunzeln
sinken sie
in Traumesnacht.

©miro

Montag, 25. Oktober 2010

Weiten

Entfernungen
kurz und weit.
Es ist nicht der Abstand
im Räumlichen.
Es ist der Abstand
von Herz zu Herz.
Weiten möchte
ich entdecken,
die nahe bringen.
Nähe, die das Herz
weit macht.
Entfernungen
gibt es genug.
Ich möchte
Nähe spüren,
die keine Grenze
kennt.
Weiten möchte
ich mein Herz
für die Nähe
und die
Entfernung
vergessen.

©miro

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Findungen

Eine Überstimme
verteilt Vorlagen.
In sortierten Farben
tropft Leben
auf das Papier.
Und in Vollmondgedanken
fließen Geschichten.
"Das bin ich!"
schreiben wir
darunter.
Doch Träume
zerfetzen die Bilder
und schreien
"Nein!"
Und ein Löwe
verläßt die Manege
und springt
in die Freiheit.
- Einfach so,
durch den Mond
in die Liebe.

©miro

Montag, 18. Oktober 2010

Eine Art Fernweh


Ein Blick sucht eine Ferne auf
und bleibt zuletzt doch hier.
Es flattern tausend Bilder bunt
und wünschen Dich zu mir.
Mein Herz spürt Deine Nähe wohl,
doch Leere spürt die Hand.
Ein Wind spielt keck
mit meinem Haar
als wär´s ein Kuss von Dir.
Und Deine Stimme
klingt in mir
so nah und doch so fern.
Ich möchte teilen gar
so viel,
was mich bewegt und trägt;
und spüre laut, so laut
mein Herz,
das voller Sehnsucht
schlägt.

©miro

Sonntag, 17. Oktober 2010

Wir wissen es

Du weißt -
und trotzdem
frage ich:
"Weißt Du?"
Wir wissen,
und können
kaum glauben.
Ganz zögernd
setzen wir
eine Schere an,
schneiden
den Seelenpanzer
auf, schauen kaum hin;
atemlos und gebannt.
- Fast schmerzt es,
als der Verband fällt.
Eine prickelnde Taubheit!
- Eine Tränenflut
wäscht die Haut rein.
Das Leben ist verheilt,
wirklich verheilt!
Kaum zu glauben!
Und eine Freude
füllt Zeit und Raum!

©miro

Samstag, 16. Oktober 2010

Ein Lachen

Ein Lachen,
wie ein Nebelstreif,
tanzt leise
durch die Seele mir.

Ich träum´ vom Glück
geteilt mit Dir,
mit einem Lachen,
das nicht quält.

Ein Lachen
wie ein buntes Blatt,
möcht´ Dich umarmen
und die Welt.

©miro

Ein Lidschlag

Ein Lidschlag
wirft eine Träne
in den Herbst.

Ein buntes Blatt
fängt sie auf,
wirbelnd im Wind.

Ein Lidschlag
zieht einen
Regenbogen
über das Herz.

Bunte Blätter
tanzen im Regen
und ich wiege mich
zu einer Sehnsuchtsmelodie.

©miro

Freitag, 15. Oktober 2010

Einladung

Eine Begrüßung erst.
Dann ein Lächeln.
Worte und Bilder.
Du nimmst mich bei
der Hand und zeigst
mir Deine Welt.
Und wie ein Teppich
breitet sich Freude aus.
Auch ich zeige Dir
meine Welt.
Der Händedruck
wird fester.
Wir haben uns
eingeladen!
Eingeladen
in eine gemeinsame
Welt.
Und ein Erkennen
schenkt Flügel.
Flieg´ mit mir!
Du bist
eingeladen!

©miro

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Akkorde

Gespräch fließt wie Musik.
Was war; was ist, was wird sein.
Und auf Vertrautem wächst
eine Blume.
Geschlossen noch,
in der Hoffnung
auf Wunder
Und jedes Lachen
ist wie ein
Sonnenstrahl.
Und die Knospe
rundet sich.
Akkorde wie Musik;
und längst geht
es um mehr
als um Worte.
Ein Tanz malt
eine Blume
in die Luft.
Sie wiegt sich
zur Melodie.
Eine Blume
voller Hoffnung.
So weich
schlägt das Herz.
Akkorde, wie ein Pulsschlag
des Lebens,
freuen sich auf
die Blume
die blüht.

©miro

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Und vielleicht doch

Es gehört Herzenswärme dazu.
Der Weltwinter droht mit Frost.
Doch mein Herz gehört mir.
Und anders schlägt es jetzt.
Es schmerzt nicht mehr.
Eine Melodie singt mit mir.
Hörst Du sie?
Sie braucht keinen Raum,
keine Zeit.
Sie fragt nicht,
und klingt.
Hörst Du sie?
Und vielleicht doch,
gibt es diese Liebe,
größer als wir selbst
und deshalb
unzerstörbar.
Sie kommt nicht
aus dieser Welt.
- Du kannst
sie hören;
ich weiß es!

©miro

Dienstag, 12. Oktober 2010

Die Harfe

Der kleine Junge hatte wieder einmal
geweint. - So ganz für sich, und leise,
wie er das nur selten tat.
Er kauerte auf dem Boden im Wohnzimmer.
Die Eltern waren nicht da; doch das war gut so.
Er war mit seinen Träumen allein.
Immer war er mit seinen Träumen allein.
- Auch, wenn er sie erzählte, denn er glaubte
nicht, daß man ihm wirklich zuhörte.
Er schaute auf die Eichenkommode.
Dicke runde Knäufe waren an den Schubladen,
und an der kleinen Tür war ein Messingschloss,
das wie ein kleiner Drache aussah.
- Er ging in die Küche und holte Gummibänder.
- "Ob das wohl klappt?"
- Zurück im Wohnzimmer spannte er die Gummis
über die Knäufe. - Auch zu dem Schlüssel, der in
dem kleinen Drachen steckte.
Dann nahm er ein Kissen vom Sofa
und kuschelte sich vor die Kommode.
- Und dann machte er Musik.
Es ging wirklich!
- Nur für sich machte er die,
und zupfte an den Saiten.
Die Kommode schien größer und größer
zu werden; und der Nagelkopf
im Auge des kleinen Drachen blitzte!
- So war es schön!
- Die Musik verstand ihn!
Seine heimliche Harfe war das!
Sie konnte mit ihm weinen!
Nach seinem Spiel löste er die Gummibänder
und brachte sie in die Küche zurück.
- "So!" - Auch das Kissen kam an seinen Platz
auf dem Sofa.
- Und dann verkroch er sich in sein Bett.
Und in seinem Kopf vibrierte der Klang
der Harfe, seiner Harfe!
- Und der kleine Drache nickte ihm freundlich zu.

©miro

Montag, 11. Oktober 2010

Lebensbiss

So schmerzlich süß
weckt mich ein Kuss
und fordert mich
zur Suche auf.

Ich lecke meine
Wunden rein,
spür´einer
Freude Bitterkeit.

So machtvoll
brach ein
Feuer auf
in einem Ozean.

Noch hat das Wasser
nicht ertränkt
die Feuerbrunst
tief auf dem Grund.

Und eine Träne
schüttelt sich,
und fällt
auf roten
Mund.

Vielleicht sprießt
ja im freien Feld
die Blume,
die ich nie geglaubt.

Was duftet nur
in diesem Biss,
das nun
den Schlaf
mir raubt?

©miro

Sonntag, 10. Oktober 2010

Eine neue Tür

Nach vorne gesehen;
mich nicht umgeschaut.
- Und plötzlich
aus der Vergangenheit
eine Tür -
die geradewegs
- in eine
Zukunft führt,
die ich mir so
- nie vorgestellt
hätte!
- Und wie ein
Perlenteppich
liegt Lachen
auf bunten Blättern!

©miro

Samstag, 9. Oktober 2010

Wolkenkleid

Manchmal zieht der Himmel
ein Kleid an.
Doch es fällt uns nicht auf,
weil wir anderes denken.
- Wir denken dann oft:
"Es könnte regnen." oder
"Schon wieder alles grau!"
oder auch garnichts dazu;
wenn genug Blau da ist.
- Und dabei ist es doch der
Himmel.
Er hat ein Kleid angezogen;
ein Wolkenkleid!
Schau nur: Es bewegt sich!
- Und auch, wenn alles grau erscheint
verändert sich immer etwas ein wenig.
- Und wenn Du dem Himmel
zuzwinkerst, und ein wenig träumst;
dann ist das bestimmt
etwas, das Dich fröhlicher
macht.
- Und wenn es dann wirklich
regnet oder gar hagelt und
schneit;
dann tanze einfach mit!

©miro

Das Leben ist ein Ganzes

Eigentlich unteilbar
- und doch...
Grenzen errichtet.
Mauern aufgebaut.
Ein Labyrinth
geschaffen.
Uns verirrt
vor lauter
Orientierung.
- Und nun...
Der Sonnenaufgang
liegt am
anderen Ende
der Wissensnacht.
Der fehlende Moment
ist das Ungeheuer;
und der rote Faden
zum Leben
ist Liebe.

©miro

Freitag, 8. Oktober 2010

Durst

Ich habe sie vermisst,
- diese Umarmungen,
die aus einer
ungeahnten Tiefe
kommen.

Ich habe sie vermisst,
- diese Umarmungen;
und mich doch daraus
gelöst, in
der Angst zu
ertrinken.

Ich habe sie vermisst,
- diese Umarmungen,
im Salzwasser
des Lebens,
das nur den
Durst
größer macht.

Ich habe sie vermisst,
- diese Umarmungen;
und doch vermieden,
aus Angst, verschlungen
zu werden,
wenn ich sie dann
verliere.

Ich habe sie vermisst,
- diese Umarmungen.
Doch nun will
ich sie leben;
und wenn es nur
für den Moment
ist.

- Und wir werden
keinen Durst
mehr spüren,
wenn wir
der Liebe
glauben.

©miro

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Schattenhaft

Ein Schmetterling
besuchte mich.
Wehte herein
fast wie ein Blatt.
Ein Schatten
aus der Sommerzeit.
Nur kurz schlug
er die Seite auf,
die voller Farbenpracht.
In eines Schlafes
Dunkelheit
scheint nun sein Licht
gehüllt.
Er träumt nun
eine lange Nacht,
solange sich
die Kälte regt.
Und mancher Traum
wohl nicht
erwacht.

©miro

Freitag, 1. Oktober 2010

Ein Wolkenschiff

Augen verlieren sich
im Irgendwo
eines wunschblauen
Himmels.
Ein Wolkenschiff
legt an;
und ein
grenzenloser Blick
geht als
blinder Passagier
auf die Reise.

©miro

Donnerstag, 23. September 2010

Eine Art Magie

Wenn die Bilder gelebt,
und die Worte gesprochen sind;
die Musik verklingt;
und der Körper nur noch atmet
und auf die Stille wartet,
die von innen kommt;
dann, und nur dann,
begegnen sich
"Ich" und "Du"
in der Wirklichkeit
wahrer Magie.

©miro

Dienstag, 21. September 2010

Wie buntes Laub

Nach einem Grau, das trüber ist,
als Wetter es verbreiten kann,
kam Sonne doch hervor.
Ein dumpfer Nebel löste sich
in einem Lächeln auf.
Die klamme Angst
wich Wärme nun,
und ein Behagen
strömte ein;
und weitete den
Lebensraum.
Ein Wind vertrieb
die Müdigkeit
und spielte mit
der Freude keck.
Herbstaugen
schenkte nun
die Stadt;
Das Treiben wird
zum Wirbeltanz.
- Wie buntes Laub
die Menschenschar
nun den Moment
erweckt.

©miro

Freitag, 17. September 2010

Glattgrün

Ein Hauch von Nostalgie
streift wächsern
über Blätter.
Exotisch, und doch
so vertraut,
weht wohl
ein Zauber auf.
Er lockt zurück
in Kindheitstage;
und hat so einen Duft,
der heile Welt
beschwört.
Ein Nestglanz
ist nun eingezogen,
nachdem ein
bourgeoises Lächeln,
glattgrün,
der Pflanze
einen Platz
anbot.

©miro

Montag, 13. September 2010

Zeitverbleib

Oft scheint der Tag gefüllt
mit meinem ganzen Sein,
und rundet sich,
bis daß er fällt in
tiefen Schlaf.
Doch manchmal
scheint ein Wurm
den Tag zu höhlen
voller Gier,
und Leere frißt
sich überall
ein Nichts
in meine Zeit.
So dumpf und
ohne Freude
schleicht
dann alles hin,
und läßt ein
Unratdenken
mir zurück.
Auch nagt
die ungeliebte
Pflicht
an meinem Leben,
daß ein Stück
zu fehlen
scheint.
Und Langeweile
setzt mit
Fäulnis an,
weil Frische
fehlt.
Und manchmal
drückt auch
irgendeine Last,
die ich nicht
wenden
kann.
Wie wird
der Apfel
nur zum
Paradies
im rechten
Zeitverbleib?

©miro

Mittwoch, 8. September 2010

Neuköllner Sozialparkett

Am Boden ist es ausgelegt.
Es glänzt in vielen Farben.
Sein "Bunt" lacht Dich vom
Boden an.
Du wirst zum Kind.
Die Augen leuchten. -
Doch dann...
Es mischt sich Wissen
in das Bild,
gespeist aus vielen
Quellen...
Da tauchen plötzlich Riegel auf
und Türen, die zuerst
verborgen,
erschaffen neuen
Lebenslauf.
Sehr vieles ist
dort eingelegt,
aus Zeit und Raum,
und Kindheitstraum. -
Und plötzlichem
Erwachen...

©miro

Dieses "Neuköllner Sozialparkett"
ist ein Kunstwerk von Barbara caveng.
Es sieht auf den ersten Blick
wie ein richtiges Parkett aus;
doch farbenfroh und lustig.
Bei genauerer Betrachtung
fallen erst die Materialien
im Einzelnen auf.
Da gibt es Scharniere, Griffe, leisten
und Bildmotive die in einzelnen
Stücken zu einer Collage
gefügt sind...

Montag, 6. September 2010

Fragmentarien

Ein Scherbenstück mit Mosaik
ragt aus dem Sand greift
nach dem Licht
fast so,
als sei es eine Hand.

Ein Steinkoloss
aus fernem Land;
ein Heiligtum aus
alter Zeit,
glänzt auf
durch Künstlerhand.

Ein Hexenkraut
wächst nah
dem Fels,
der kunstvoll
in den Kreis
gestellt,
zu fördern
Frieden
in der Welt.

©miro

Freitag, 3. September 2010

Im Gebirge

Steil fällt der Blick hinab;
und Tiefe dehnt sich jäh;
wenn klar die Luft.
In Höhen trägt der Wind
nur einer Weite Last.
Über dem Wolkensaum
liegt ein Gebirge brach,
und sticht in helles Blau.
Darunter ballt sich dann
ein Meer wie weißer Schaum.
Gedanken fallen leis,
verfedern sich zu Schnee;
denn gar so groß
erscheint die Welt,
die hier das Sein umgibt.
Erst wenn die Spur
zum Pfad sich fügt,
dringt Erdenschwere
ein;
und kleine Träume
blühen auf;
der Schritt wird
fester
und vergnügt
stimmt
unser Herz
mit ein.

©miro


Mittwoch, 1. September 2010

Wohlbedacht

Noch wehen Wolken
schwarz und schwer
aus einem Dunst
Vergangenheit.
Sie drohen mit
gelernter Angst
und malen
grau ein
Zukunftsbild,
das Freude nur
als Lohn
erkennt
aus einem
fremd
bemess´nen Wert.
Doch Heimat
find´ ich mehr
und mehr
in eigener
Geborgenheit,
die nun
des Feilschens
endlich satt.
Hab´ mein
Zuhause
fest gefügt;
Moment
greift in
Moment.
Fühl´ wohl
mich
unter meinem
Dach;
egal was
draußen
rügt.

©miro

Freitag, 27. August 2010

Gute alte Wege

Wie wohlvertraut
die neue Fremde.
Mein Fuß spürt
Heimat
unter sich.
Geändert
hat sich
mancher Name;
geändert
hat sich
manches Bild.
- Und doch;
ich fühle
in der Seele,
daß überall,
oft auch
verborgen,
ein Quell
aus einer
Herzensbindung
mir eine
große
Sehnsucht
stillt.
Der Schritt
wird fester
im
Erkennen
und
eine Freude
stellt
sich ein;
und eine Träne
läßt mich
wissen,
daß
dieser Weg
wird
richtig
sein.

©miro

Donnerstag, 26. August 2010

Grauregen

Grauregen drückt den Herbst
ins Land;
die Sommersonne
schwindet schon.
Pastellgestreift wirkt
Farbenpracht
in Regendunst fest
eingehüllt.

Grauregen senkt in Müdigkeit
das Blitzen
frischer Lebenslust.
Gewittrig scheint so
mancher Traum,
und möchte in
den Sommer
flieh´n.

Grauregen rauscht in
stetem Fall,
und Nestgedanken
zaubern leis´
ein Bild auf
eine leere Wand.

©miro

Dienstag, 24. August 2010

Herbstwind

Noch liegt der Sommer
über´m Land.
Es grünt und blüht
auf Feld und Flur.
Und doch kehrt
eine Frische ein,
und färbt die
Wangen rot.
Der Sonnenlauf
ist kürzer schon,
und Abschied
prangt in Violett.
Ein Herbstwind
ging durch
meinen Sinn;
und leise
fiel ein buntes
Blatt
und läßt
mich
weiterzieh´n.

©miro

Sonntag, 22. August 2010

Seelenläufer

Wie ein Herzschlag
raunt meine Seele mir zu
in einem eig´nen Gespür.
Führt ´mal schwer
und ´mal leicht
durch das Dickicht
der Zeit,
immer dem Selbst
hinterher.

Wie ein Herzschlag
lenkt meine Seele den Schritt
hält nicht inne,
wie Körper und Geist.
Fasst stets Tritt
auch, wenn es
fremd mir erscheint,
sie ist meinen Weg
wohl gereist.

Wie ein Herzschlag
findet die Seele den Weg,
immer weiter
auf Traumes Spur;
lockt die Freude
herbei,
wenn mein Leben
verzagt;
hält mich fest,
wenn sonst
alles versagt.

©miro

Samstag, 21. August 2010

Der Geschmack des Sommers

Sonnenwind lacht auf der Haut.
Ein träger Schatten spannt sein Dach.
Das Grün schmeckt reifes Gelb.
Ein Himmelblau sucht Farbenspiel.
Und Stimmen plätschern in der Luft.
Es schwirrt auf dem Asphalt.
und bunte Küsse sucht der Mund
in Kugeln eisig süß.
Und aus den Augenwinkeln
blitzt ein Blick,
ganz von Genuß
verzückt.


©miro

Donnerstag, 19. August 2010

Eulenflug

In Nacht gehüllt
ein Schatten zieht;
ganz lautlos weht er
schon vorbei.
Ein Blick so flüchtig
wie ein Traum,
doch dunkelschwer
und tief; hascht
die Gedanken ein.
Ein Flügelschlag,
wie ein Phantom;
ein Fächerspiel
aus blauer Nacht,
mischt Karten Dir
verheißungsvoll.
Du tauchst in
blaue Sternenwelt.
Ein Ruf löst von
der Schwere Dich
und haucht Dir
eine Klarheit ein,
für die kein
Wort gemacht.
Du fängst den
Grund im
Federkleid.
Du hörst mit
einem Feenohr,
und atmest
Klänge ein.
Ein Zauber
speit die
Mühsal aus;
läßt als
Gewölle
sie zurück.
Du fliegst,
und fliegst,
und fliegst.

©miro

Dienstag, 17. August 2010

Entfalten

Wie ein Kokon
umhüllt die Zeit
noch manchen
bunten
Bildertraum.
Sie webt
ein reiches
Zukunftsnetz,
das neue Freiheit
ahnen läßt.
Ganz zögerlich
zieht Leichtigkeit
durch Müdigkeit
und tiefen
Schlaf
in neues Leben ein.
Der Geist spannt
seine Flügel
weit
und atmet tief in sie
hinein,
zu stärken sie
für waches Sein
in einer Freude
Sonnenstrahl.

©miro

Samstag, 14. August 2010

Balkengedanken

Aus gutem Holz,
gar fest verstrebt,
ragt ein Geäst,
fast wie ein Wald
empor.
In gold´nem Schnitt
ein Balkenwerk,
mit Kerbenzahlen
wohl verseh´n,
hält, fast wie
eine große Hand,
ein Dach zum
Schutz nun
über mich.
So voller Liebe
scheint das Holz,
das Handwerkskunst
voll Schaffensstolz
zu dem gefügt,
was mir nun Heim.
Und eine alte
Andacht lebt,
und schenkt
mir Ruhe
in dem Strom,
der nur nach
Hast und Eile
schreit.

©miro

Mittwoch, 28. Juli 2010

Der Fisch der Liebe

Der Fisch der Liebe
glänzt kurz auf
in Wassern aus
Gefühl.
Gewiss frißt
er den Köder
nicht,
der aus Begehr
gelegt.
Mal schnellt
sein Sinn
hoch in die Luft;
Mal taucht
er ab zu tiefstem
Grund.
Er spürt die Tränen
in der Flut;
er schmeckt
das Süß
der Lebenskraft;
und atmet
nur die Freiheit ein.
Was immer ihn
auch lenkt;
er bleibt
sich selbst
geschenkt.

©miro

Es fällt sehr schwer Dich zu ertragen

Dein Leben ist in Krankheit
eingebettet.
Ertrinkend fast
greifst Du
nach Lebenssinn.
Du spürst den Tod,
vor dem Dich niemand
rettet;
und wie ein
Wolkenflug
zieht Deine Zeit
dahin.
Du spielst ein
Leben,
das schon
längst verstrichen,
nur, weil Du
glauben willst,
daß viel Dir bleibt.
Du saugst,
ganz Mund geworden,
Energien
aus einem wilden Drang,
der wirr Dich treibt.
Du spielst mit Menschen,
die Dich pflegen;
und pokerst mit
den Schmerzen
und dem Leid;
um ein Gewinnen,
das Dir nicht
beschieden,
wobei die Last
der and´ren,
Dich kaum reut.
Nichts ist genug,
was immer
auch an Beistand;
Du saugst es auf,
als wäre es ein Nichts.
Es fällt sehr schwer Dich
zu ertragen,
mit Deinem
Herzenssteingewicht.


©miro

Montag, 26. Juli 2010

Die Freiheit des Schmetterlings

Der Morgen war so grau
und ohne Farbe.
Du suchtest, was den
Alltag leuchten
macht.
Die Spur des
Regenbogens
war gezogen.
Und Perlenträume
glänzten
in der Nacht.
Du sahst
die taubenetzte Blume;
so zart war sie,
so süß und fremd.
Und als die ersten
Sonnenstrahlen
die Tränen
zauberhaft
in Diamanten
gleißen ließen;
verließest Du
das Grau
und wolltest
Träume
schmecken,
die nur das
Hier und Jetzt
erdacht.
Es war der Sinn
Dir nicht nach Dauer;
denn viel zu oft
verflog die Freude
mit dem Sonnenbrand.
Du suchstest Nektar
für Dein Herz,
zu kühlen diese
Härte,
die so oft Dein Leben fand.
Der Kuss der Blume
war so wirklich;
er schreckte Dich
und Deinen Traum.
Zu zart und eng
war Dir die Nähe.
- Dein Flug strahlt
Farbe in die Lüfte.
Ein Zarter Hauch
Pastell liegt in der
Luft.
Die Hand die
nach ihm
greifen wollte,
fand Staub nur
in dem festen
Griff aus Sehnsucht,
die den Halt gesucht.
Flieg´ Schmetterling!
Ich will die Farbe Dir nicht
rauben!
Flieg´ in den
Regenbogen,
bleibe Traum!
Denn nur in Freiheit
kann Dein Zauber
leben,
und nicht in
einem engen Raum.

©miro

Dünenspur in Frankfurt






Ein Weg aus Holz
führt über Wogen,
die Halt gemacht
an diesem Ort.
Von Ferne ragen
Burgen einer
Skyline,
und alles
ist ein Spiel
aus Sand,
und hingewürfelt
in den Tag,
der neue Sonne
heiß entfacht.
Gedanken
brennen,
suchen Nahrung;
die sanfte Stille
glättet sie.
In silbergrün
glänzt Zauber
auf den Distelkronen.
Ein Vogelruf
trägt Sehnsucht
in dem Schwingenschlag
und winkt dem
Abschied zu.
Behäbig atmet Kiefernduft
vom Dünenrand herab.
So wild gedrungen
ruhen Phantasien
aus Wurzel, Ast und Zweig
im Sand,
der hier das Eis vergaß,
das vorwärts ihn getrieben.
Wie grauer Samt
erscheint das Holz
des Steges,
der schützen soll
die Welt der
steh´ngeblieb´nen Zeit.
Und durch Gedanken
rinnt der Sand des Lebens
und öffnet
mir die Seele weit.

©miro

Donnerstag, 15. Juli 2010

Der Zauber und der Katerstiefel

Vor einer Bank der längst
verjährten Märchen
breitet sich eine
abgemähte Wiese aus.
Zu Königstalern aufgerollt
ruht dort das frischgesponn´ne
Heer der Gräser;
und leuchtend rot blüht
Kelch vergessner Plastiktüte
auf Stoppeln neuer Ernte auf.
Vor Menschenzeit mag wohl
die sanfte Pfote eines Katers
hier einen Pfad im Traum
ertappt; quer durch das
Feld gezaubert haben;
dem schwere Menschenfüße
folgten; die Zeit ersichtlich
abzuschneiden.
Längst fraß Vergessenheit
die Worte ferner Wunder,
und brannte voller Hitze
sich in diesen Tag.
Die Macht von Größe, Angst
und Kleinheit
verschlang mausgrau
ein Müllerskater,
den es nie gegeben.
Und in dem Mehl
des Räderwerks
des Lebens
wird kaum
ein Königssohn
wohl je geboren,
der Meilenstiefel
für sein Glück
gewonnen.

©miro

Mittwoch, 14. Juli 2010

So ungeglaubt

So ungeglaubt ist in mir oft das Leben;
ein Hologramm in dem ich selbst
als Wellenring gefangen bin.
Ein Nebel, der aus
Wahrnehmungspartikeln
den Schein von Körperhaftigkeit
erzeugt in starken Reizen,
die mir den Glauben
an ein Sein in Wörterbildkulissen
impfen wollen.
So ungeglaubt ist in mir oft das Leben,
daß mir der Blick entflieht
aus eines Sehens Rand,
den mir das Augenpaar
diktiert.
So ungeglaubt, daß meine Ohren
brennen, und nur im Tosen
übergroßen Lebens,
ganz leise summen eine Melodie,
von der ich kaum erkennen kann,
wer sie als Klang in meinen
Körper bannte.
So ungeglaubt regt sich die Haut
und läßt mich Tasten, Wind
und Wärme spüren;
und Kälte, Nässe, und noch manchen
and´ren Reiz;
damit ich fest sein soll in diesem
Leben;
gelenkt von dem,
was uns ein Denken scheint,
in einer Art von göttlich´ Geiz.
So ungeglaubt ist der Geschmack
auf meiner Zunge, daß ich ihn
särken muß durch Bitterkeit und Süß
und Voll; damit er nicht zergeht
in einer Müdigkeit der Sinne,
und Schalheit mir im Mund gerinnt;
und ich nur schmecke, was ich soll.
Ein Atem geht mit mir durchs Leben,
so losgelöst, als wär´ er nicht von hier;
ganz ungeglaubt zieht er durch Zukunft
und Vergangenheiten;
und wünscht sich oft, sie wären
nicht von mir.

©miro

Samstag, 10. Juli 2010

Gestade

So viele Ufer, viele Weiten
und traumumspielt
der Füße Sand.
Und fast verloren
wirken Herzen,
die Sehsucht grub
in manchen Strand.
Des Lebens Flut
mit einer Woge
wischte hinweg
der Liebe Ziel.
Fast angstvoll
folgt der Blick
der Weite,
versenkt sich in das
Wellenspiel.
Verloren scheint
die Heimatinsel
in der Vergangenheiten
Blau.
Fast achtlos führt
die Hand das Ruder
auf immer wieder
neuer Fahrt,
und müde streift
der Blick
die Sterne,
die Glaube hing
ans Firmament.
Die Einsamkeit
steht am Gestade
und malt
ein Herz wohl
in den Sand;
und hofft,
daß sie die Liebe
findet
auf ihrer Fahrt
in neues Land.

©miro

Donnerstag, 8. Juli 2010

Sterne im Sand

Auf überwucherten Gestaden
aus einer längst zermahl´nen Zeit
erblühen rot und rosa Sterne,
wie hingetupft aus Freud und Leid.
Sie sind so flüchtig wie der Boden,
der sandig ihnen Halt gewährt;
sie leuchten zwischen grünen Wogen,
wie einer langen Liebe Boten,
die wohl dem Wandel stets gehört.
In immer neuen Sternenspuren
malen sie Herzen in den Sand,
für den, der träumend, wachen Auges,
voll Kummer oder auch voll Glück,
den Herzensweg zu ihnen fand.
In schwarzen Körnern sä´n
die Kelche stets neue Sterne
in den Wind;
und zeigen so, daß Lebenssterne,
die uns begegnen in der Zeit;
nur im Moment gefangen sind.
Ein Leuchten folgt,
fast wie ein Echo,
dem Wanderschritt, der weiterzieht;
und dunkelschwarz erglänzt das Auge,
und nimmt es in Gedanken mit.


©miro

Dienstag, 6. Juli 2010

Funkenflug

Der Brand der Sonne
läßt die Luft erlahmen.
Ein Flirren fegt die
Feuchtigkeit
aus ihrem Angstversteck.
Der Freude stockt der
Atem fast.
Und jede Pore
weint die Tränen,
die nur das Unbewusste
weiß.
Und aus den
Augenbrunnen tief,
quillt Flut hinauf,
die dort verborgen.
Sie bricht
hervor mit
aller Macht.
Ein Regenbogen
zaubert Leben;
zerteilt den Mantel
langer Nacht.
Ein Funkenflug
des freien Lebens,
ist mit
dem Tag
wohl neu erwacht.

©miro

Samstag, 26. Juni 2010

Zuwachs

Auf Trümmern
der vergang´nen Kriege
graben sich neue Wurzeln ein;
und hoffen stets
auf neue Siege
und wollen machtvoll
Herrscher sein.

Auf gutem Boden
wuchert Unkraut
und drängt hinweg,
was uns erfreut;
gedankenlos
und ohne Rücksicht
ins Leben
einfach hingestreut.

Auf Ödland sind
die wilden Arten
ein Pionier,
der Gutes schafft.
Im Lauf des Lebens
bringt das Warten
oft Ordnung ein
und neue Kraft.

Die Wildnis
ist ein grüner
Tiegel
der sich verzehrt
und neu gebiert.
Und Gärten
bergen manche
Riegel,
die oft man
als Gefängnis
spürt.

Soll sich ein
gutes Leben
bilden,
so braucht
man vielerlei
Gestalt;
will wirklich
man der Freude
dienen,
befiehlt man
manchem
Zuwachs:
"Halt!"

©miro

Freitag, 25. Juni 2010

Drahtseil

Es schwirrt der Kopf.
Ein Pochen in den Schläfen;
und immer wieder schrillt
das Telefon; fast so als
wollt´ es mich verhöhnen,
mit immer gleichem
Geierlaut.

Und draußen schallt
der Lärm und schwillt
fast zur Lavine an
aus Brot und Spielen
die nach Elend
stinken.

Und drängend
schürt die Pflicht
die Müdigkeit,
die nur nach
Schlaf sich sehnt,
fast so, als gäb´ es
sonst kein Leben.

©miro

Mittwoch, 23. Juni 2010

Flamme


Noch ziehen Bilder, die in Sehnsucht prangen:

Ist diese Hoffnung Traum geglaubter Wirklickeit?

Ein Leuchten hat im Herzensnebel sich verfangen;

es zittert, flimmert: Wird es greifbar sein?

Wird Ruhe finden eine Freude, die sich so sehr

nach der umarmten Heimat sehnt;

oder erlischt die bange, kleine Flamme

im Wind der Zeit, als eine graue Träne,

die nur Erinnerung ihr eigen nennt?

©miro

Dienstag, 22. Juni 2010

Sonnenflügel


Der Kuss der Augen
ließ uns träumen
und hieß uns
jeder Zeit entflieh´n.

Dein Lippenglanz
im Sonnenzauber
ließ mir die Welt
vorüberzieh´n.
Das Wogen
Deiner Lockenfülle
war Tanz auf
einem Ozean.

Du tauchtest
ein in viele Bilder,
die meine Seele
Dir geschenkt.
Und Sonne
brannte in den
Schmerzen,
die tief in Bernstein
wir versenkt.

Libellenflügel
schwirrten leise
und Worte trugen
uns dahin,
und wiegten uns
auf einer Reise,
die kurz und
doch unendlich
schien.

©miro

Dienstag, 15. Juni 2010

Mundgetaucht

Mundgetaucht
Reges Agieren
Zungenspiel der Rivalen
Rosiges Ringen der Zärtlichkeit
Lust

©miro

Raubtier

Raubtier
mit menschlich´
Hyänenlachen.

Groll
der
Unnatur.

"Raub´ Tier,
mitmenschlich,
Hyänenlachen!"

"Groll´
der
Unnatur!"


©miro

Samstag, 12. Juni 2010

Heimwärts

Das alte Nest
hat ausgedient.
Die Träume
sind schon
längst enteilt,
und spähen
aus nach
neuem Glück.
Und im Kokon
steht Wandel an,
in einer zarten Leichtigkeit,
nach langem
winterschweren Schlaf.
Das Auge glänzt
im Farbenspiel
in einer neu
entdeckten Welt.
Die wohlvertraute
Ferne ruft,
die nur die Raupe
hat gekannt;
und freut sich
auf den Schmetterling,
der bald wird
heimwärts zieh´n!

©miro

Mittwoch, 9. Juni 2010

Erinnerungsbeben

Ein dumpfer Schlag,
nachhallend. -
Der Körper bebt.
Im innersten Mark
ein Echo.
Metallisch vibrierend -
wie eine Glocke.
Eine Woge
aus Traurigkeit
durchflutet
das Sein
mit Lava.
Das Auge atmet
Feuchtigkeit aus.
Vergangenheit
wird zu Stein.
Unter der Asche
ruhen bizarre Figuren.
Stadt der toten Träume. -
Nachbeben.
Frösteln in heißer
Sonne.
Das Grün
der Hoffnung
schaut mich
traurig
fragend an.
- Und mir fehlt
die Antwort.

©miro

Dienstag, 8. Juni 2010

Fernefenster

Ein Flimmern liegt
auf dem Asphalt.
Gedankenleere
spielt mit Licht.
Ein Spiegeln
flackert ungewiss;
und Durst liegt
in der Luft.
Ein "Ja" wiegt
sich im
Fensterkreuz,
und zieht
dem Mond
die Sterne ab.
Die Frische
ballt sich in
der Luft
und wartet
auf den
Regenfall.
Und irgendwo
ein Vogel ruft.
Ferne
scheint fast
überall.

©miro

Samstag, 5. Juni 2010

Wiesenstrand

In Wellen wogt
das Meer der Halme.
Ein Sonnenspiel
streicht übers Gras.
Und zarte, zierliche
Gebilde flirr´n,
nebelhaft im
Wiesengrund,
fast so wie
Farbeninseln auf.
Wie Möven ist
der Flug der Vögel
im Flügelschlag
hoch über´m Grün.
Und manche Blumen
springen farbig
aus diesem
Wiesenspiegel
auf;
als wollten
sie mit ihrem
Leuchten
ganz hoch
hinauf zur Sonne
flieh´n.
Der Gräser Halme
streichen
wiegend den
Wegesrand
der sie begrenzt;
und haschen
nach dem
Laut
der Schritte,
der Ihre
Sonnenruhe
stört.

©miro

Donnerstag, 3. Juni 2010

Vor der Tür

Eine Zwischenwelt
des Blicks.
Begrüßung und
Abschied.
Lebenstüren.
Eine feine
Bitterkeit
steigt auf
beim
Betrachten
der sich
schließenden
Tür.
Ein Traum
dreht sich
langsam
um,
geblendet
von der
Sonne.
Welche
Tür
wird
sich
öffnen?

©miro

Dienstag, 1. Juni 2010

Gedankenschritte Schrittgedanken

In stetem Wechsel
reift ein Weg,
der erst nur
als Gedankenform
aus Enden
seinen Anfang nahm.
Und wenn ich gehe,
ändert sich sehr oft,
was ich gedacht
zuerst;
und findet
neuen Ausblick
bald
auf dem zurückgelegten
Weg.
Was erst Idee nur
und kein Ziel,
gewinnt mit
jedem Schritt
Gestalt;
folgt einer
unsichtbaren Spur
und findet tastend
einen Halt
in wachsendem
Gespür

©miro

Montag, 31. Mai 2010

Frühlingsgrab

Dem Frühling
geh´n die Lichter
aus!
Was macht er nur,
der arme Wicht?
Die Maiensonne
ist ein Graus!
Ich grab´ ihn ein
und sperr´ ihn aus,
und pflanz´auf´s
Grab
Vergissmeinicht!

©miro

Sonntag, 30. Mai 2010

Märchensonne

Ich werde eine Sonne malen,
so eine, die im Herzen lacht.
Die soll dann kugelrund
erstrahlen,
mit Pustebacken
voller Macht.
Dann siehst Du Deine Sorgen
platzen mit einem dicken,
lauten Knall.
Und Du denkst froh,
so wie im Märchen,
wie ist das schön:
"Es war einmal... "

©miro

Samstag, 29. Mai 2010

Pappelschnee

Weiße Flocken
treibt der Wind.
Ein Blätterzittern
weht voll Staub.
Und eine Art von
Traurigkeit
weint Pfützenaugen
hier und da.
Und Frösteln
füllt die Luft.
Ein Schnee
der einmal
Knospe war,
fällt in der Erde
Grund.

©miro

Freitag, 28. Mai 2010

Holunderzauber

Aus weißen Dolden
beißt ein Duft,
fast wie ein
kühler Feuertraum,
die Schwere
aus dem Regenfall.
Es sprudeln
Blütenperlen auf,
zu einem Alabasterlicht,
in Elfenkelche aufgefüllt,
aus einem frischetiefen
Grün.
Der Weg wird zu
beschwingtem Tanz,
der seinen Durst
in einem Blütenreigen
stillt,
den Weiß und Grün
verzaubert hat.

©miro

Donnerstag, 27. Mai 2010

Freirauch

Ein Feuer brennt,
von mir entfacht,
und ist der Freude
zugedacht;
die meine Freiheit
lodern läßt.
Ein Schein
von winzig kleiner
Glut
tut mir und
meiner Seele gut,
und blaue Fäden
steigen auf.
Mag sein, daß
es mein Leben kürzt,
doch wär´s
für mich sonst
ungewürzt;
ich leist´es mir
und bleib´ dabei,
bei der geliebten
Raucherei.

©miro

Mittwoch, 26. Mai 2010

Regenmond

Verstohlen blickt ein Nebelmond,
in Regenbänder eingehüllt,
aus prallen Wolkenschichten.
Er lächelt mild, wenn er sich zeigt,
und schüttelt aus dem vollen Rund
gar mancherlei Geschichten.
Fast scheint es, daß er glätten mag
die Stirn, die oft vom Denken kraus,
und flüstern will in einen Traum:
"Schlaf ein mein Gast, erquicke Dich!
Das Leben ist oft wunderlich;
doch wird sich alles richten."
Der Regen rauscht voll Tropfenmacht,
und klopft in einer steten Kraft
den Schlaf in eine stille Bahn.
Die Ruhe legt sich fest und schwer
wie eine Decke auf das Sein.
Sie wiegt sich zu der Melodie,
die leise trommelt auf das Dach;
vereint sich mit der Regennacht,
und zaubert Harmonie.

©miro

Montag, 24. Mai 2010

Traumschuhe

Träume tanzen von Ort zu Ort.
Sie huschen ganz leis´
auf verwunschenem Pfad.
Sie dreh´n sich im Kreis
in des Schlafes Schloss.
Sie ziehen auf nebligen Sohlen
dahin.
Sie wiegen sich sanft
zu den Nachtmelodien.
Sie steigen in Keller
und Höhlen hinab.
Sie finden den Weg
zu kristallenen Höh´n.
Sie tragen die Stiefel,
die meilenweit zieh´n.
In Flügelschuh´n
über den Himmel
sie flieh´n.
So seltsam
umschlingt Phantasie
Deinen Fuß;
und tanzt auf dem Strom
der Gedanken dahin,
in Ernst und in Spiel
mit ganz eigenem Sinn.

©miro

Sonntag, 23. Mai 2010

Reisender

Das Blau der Ferne
breitet sich in
ungeahnter Weite
aus.
Malt Länder mir
und Weg und Steg;
spinnt bunte
Träume ohne Zahl,
und findet stets
den Weg nach Haus;
denn überall
im Weltensein
blick´ ich aus
mir heraus.
Und jedes Spüren
ist ein Schritt
auf einer Reise
ungewiss.
Wenn Liebe hört
in mich hinein,
glänzt tief im Innern
Freude auf,
und winkt Dir zu
dabeizusein.

©miro

Freitag, 21. Mai 2010

Die Nacht ist bunter als der Tag

Die Nacht ist bunter als der Tag;
der Duft der Träume blüht voll Licht
in selbstgewählter Farbenpracht
und zaubert eine eig´ne Welt.
Wie Atemholen ist der Tag;
er füllt die Körperlunge an;
zu wenig ist´s,
was er verspricht.
Ich tauche ein in tiefen Schlaf,
der mehr beglückt,
als Mensch es kann.
Ich gleite fort auf einem Klang
und schwebe
in in die Phantasie
so oft ich es mir leisten kann.

©miro

Donnerstag, 20. Mai 2010

Hausgesichter

Häuser sind fast wie Menschen.
Oberfläche und Innenleben.
Kalt und einladend.
Freundlich und abstoßend.
Langweilig und interessant.
Modern und altertümlich.
Das Spiel von Nähe und Ferne,
von vertraut und fremd
zaubert Geschichten.
Und aus seltsamen Gesichtern
schauen Augen, öffnen sich Münder
und erzählen von Stadt und Land,
von arm und reich,
von Leben und von Vergessenheit,
von Glück und von Liebe
und vom Fluß der Zeit.

©miro

Mittwoch, 19. Mai 2010

In der Nebelschale

Feucht atmet der Tag;
überzieht das Leben
mit grauer Perlenhaut
und spinnt Wasserfäden.
In der Nebelschale
wabert Wachheit
und Traum in den
Schwaden
samtener Müdigkeit;
und wischt die Zeit
beiseite
wie Schlaf aus den Augen.
Ein Schweben durch Watte,
zeitlupenhaft,
macht weite Sprünge
durch klanglose,
milchige Stille,
wie ein Embryo
und sinkt in den Schlaf
neuer Ahnung.

©miro

Dienstag, 18. Mai 2010

Ansprechend

Es war ein Tag der anders war.
Das Wetter blieb sich zwar recht gleich;
und trotzdem schien die Sonne mir;
kaum, daß mein Fuß schritt durch die Tür.
Die Menschen suchten mein Gesicht
und lächelten mir Worte zu.
Ein frischer Wind blies in mein Herz,
und färbte Seelenwangen rot,
die vorher noch so sorgenblass.
Ein frischer Wind so unbeschwert,
blieb lang´ noch, als ich heimgekehrt.

©miro

Montag, 17. Mai 2010

Der Wunschbrunnen

In einem traumgewebten Wald,
nach sonnenschwerer Phantasie,
sucht sich das Denken seine Rast.
In weißbesterntem Wiesengrund
haucht Kühle aus dem Mauerrund.
In Brunnentiefe glänzt ein Bild
und zaubert sich ins Leben ein,
vielleicht, um Wirklichkeit zu sein.

©miro

Sonntag, 16. Mai 2010

Gerade genug

Weshalb die Unzufriedenheit?
Es reicht doch!
Es ist gerade genug.
Gerade genug Glücksgefühl
für den Tag.
Gerade genug Leben
für den Tag.
Gerade genug Geld.
Liebe gab es auch
gerade genug.
Weshalb also
gerade dieser Hunger?

©miro

Samstag, 15. Mai 2010

Kreise

In tiefen Schlaf versinkt das Glück,
das nicht ins wache Leben fand;
und läßt nur Müdigkeit zurück.
Es folgt nun einer Träume
Spur in einem silbergrauen Sand.

Ein Tagesgitter hemmt die Kraft,
von blinden Wärtern aufgestellt;
zu schützen fremde Macht und Geld.
Die Freiheit flieht in Phantasie,
weil nichts ein starkes Ziel ihr schafft.

Ein Tier voll Qual dreht sich im Kreis,
den ihm das Leben abgesteckt.
Ein dunkler Blick sucht einen Pfad,
aus diesem kargen Reservat,
der einen Ausweg weiß.

©miro

Freitag, 14. Mai 2010

Gewitterhaft

In Spannung
knistert kaltes Warten
zu lange schon
auf Eis gelegt.
Wie ein Vulkan
drängt
Sehnsuchtsfeuer,
wünscht sich
die Dürre
weggefegt.
Wann kommt
der Blitz
mit grellem
Lodern
der spaltet
dieses Nebelgrau
der einen
reichen Regen
spendet,
daß ich die Sonne
wieder schau!

©miro

Donnerstag, 13. Mai 2010

Es werde Licht

Nach einem
grauen Tageslauf
hellt Licht
die gute Stube auf.
Ach, wie Elektrik
doch entzückt,
wenn uns kein Tageslicht
beglückt.
Vielleicht kauf´
ich mir noch
´ne Sonne
genieß´
daheim
die Bräunungswonne!

©miro

Mittwoch, 12. Mai 2010

Ins Grüne

Gedanken fliehen
vor dem Grau
und fliegen
wie ein Vogel auf.
Sie setzen
sich in sattes Grün,
das Augenhunger stillt.
Ganz tief hinein
in eine Welt,
die immer
größer nun
entsteht,
mit Phantasie gefüllt.
Der Blätterwald
in einem Strauch,
zeigt immer größer
sein Gesicht,
zeigt eine grüne
Farbenpracht,
die mehr und mehr
im Blick erwacht.
Die Wiese lebt
in Vielgestalt,
und klein, so klein
träumt sich der Tag;
und stapft nun
zwischen
Halmgewirr
und hält sich
an den Blumen fest.
Und hoch hinauf
lenkt sich der Flug
und setzt sich auf
den höchsten Ast;
und träumt
den schönsten
grünen Traum,
wie´s ihm
gerade passt.

©miro

Montag, 10. Mai 2010

Eigensinn

Ich sehe mich
voll Eigensinn;
gehör´ ja mir,
und niemand
sonst;
mag
nicht in fremdes
Leben flieh´n.

Ich leb´ mich
nicht für
and´re aus,
die nur
an meinem
Leben zieh´n.
Ich bin
in mir
Zuhaus´.

Bin nicht
der Angst
mehr
Untertan.
Ich setz´
mir selbst
die Krone
auf,
und blühe
voller
Eigensinn
in meinem
schönen
Leben
auf.

©miro

Sonntag, 9. Mai 2010

Die Nacht streicht wieder um das Haus

Die Nacht streicht
wieder um das Haus;
ihr Schritt
hat leichten
Schlaf geweckt.
Gedanken
fliegen ein und aus;
rumorend, suchend
nach dem Duft,
der neue Ziele
steckt.
Ein Zukunftswinter
droht von fern.
Das Herz
will in die Farbe
flieh´n;
und sucht
vergebens
nach dem Stern,
für den es lohnt
ihm
nachzuzieh´n.
Ein Klang
der Hoffnung
sucht den Raum,
der Freude
nährt
und neue Kraft.
Die Nacht streicht
wieder um das Haus
und ist so
nebelhaft.


©miro

Maiherbst

Im Nebelgrau erwacht die Welt.
Ein Frösteln schüttelt Träume ab.
Und Regen fällt mit Blütenschnee.
Der Winter winkt dem lichten Grün
mit einer blassen Hand.
In einer Trägheit brennt das Licht
und schaut nicht auf die Uhr.
In Asche liegt Vergangenheit
aus ausgehöhltem Lebenskern.
Bald brennt ein Sommer auf
der Haut und spottet
jeder Jahreszeit.

©miro

Freitag, 7. Mai 2010

Wie Samt

In einem weichen stillen Klang
legt Wärme sich auf kaltes Wort.
In einem weichen sanften Blick
taut schroffe Starrheit auf.
In einem sanften kleinen Glück
hüllt sich ein Kind geborgen ein.
- Wie Samt kann manche Seele sein.

©miro

Donnerstag, 6. Mai 2010

Nach Silberfall

Im Dunkelmond,
nach Silberfall,
huscht Licht
auf einer
Wasserhaut
und zeichnet
Bilder für
die Nacht.
Ein Fenster
schaut
in Zeit und Raum
und lüftet
die Gedanken aus,
die grauer Tag
erdacht.
Ein Feuersalamander
eilt auf Nebelwiesen
flink dahin,
und sucht das
Elfenkönigspaar,
das Perlen sät
in Wald und Flur
in grüner
Maienpracht.

©miro