Sonntag, 13. Februar 2011

Eine schöne Frau

Seine Seele hatte sich totgebrannt.
Nur der Körper erinnerte ihn an das Leben.
- Und so saß er in dieser Bahn,
die ein wenig Wärme spendete.
- Ganz geduckt, fast in sich hineingekrochen,
saß er auf einem Seitensitz dicht neben der Tür.
- Er wußte um den Ekel und das Befremden,
welches er auslöste durch seinen Geruch,
das Entwurzelte das ihn umgab und seine Natur
geworden war.
- Das Wegschauen der Menschen war ihm
vertraut, und er wollte auch nicht gesehen
werden. - Es gab auch nichts mehr zu sehen
für ihn. - Er war wie ein Tier, das sich in der
Menschenwüste vom Tod überraschen lassen
will.
Er zitterte. - Sein Körper revoltierte und drängte
die Nahrung hoch. - Dagegen wehrte er sich,
hielt einen Papierfetzen vor den Mund.
- Doch die Blöße des Erbrochenen konnte
er nicht bedecken; sie war zu groß;
fiel einfach aus ihm heraus.
In scharrenden Bewegungen versuchte
er die Essenreste wegzukratzen.
- Und dann sah er diese Hand; eine Hand,
die Papiertaschentücher anbot.
- Eine schöne Hand, eine Frauenhand.
Ein fassungsloser Blick hob sich und sah
eine wunderschöne Frau, die ihm zunickte.
- Automatisch griffen seine Hände nach den
Papiertüchern.
- So selbstverständlich, so ganz ohne Bedingung
gab sie ihm mehr, als nur das Notwendigste...
"Danke! Ganz herzlichen Dank!"
stammelten seine Lippen.
- Eine wunderschöne Frau...

©miro

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