Mittwoch, 14. März 2007

Sachlich schreiben

Sachlich schreiben, was heißt das eigentlich?
Eine Bedienungsanleitung sollte sachlich sein.
"Viel Spass mit der neuen Sachlichkeit." -
In meiner Sozialarbeiterausbildung gab es das Fach: 
"Verhaltensbeobachtung und - Beschreibung". 
"Wertfrei" sollte Verhalten beschrieben werden, 
und das sah dann so aus: 
VP (Versuchsperson) sitzt am Schreibtisch. 
Sie führt die rechte Hand zum linken Ohr.
der Arm ist angewinkelt. Klein- , Ring- ,
und Mittelfinger sind zum Handteller gekrümmt,
der Zeigefinger ist ausgestreckt, der Daumen abgespreizt.
VP bewegt Fingerkuppe des Zeigefingers auf der 
Haut hinter dem linken Ohrläppchen hin und her....
- Selbst bei dieser schon fast krankhaften Beschreibung
wird eine Wertung durch Wahl des Motivs,
Wortwahl und Weglassung getroffen.
Bestenfalls bei Formeln kann ich mir Sachlichkeit vorstellen.
- So persönlich sind wir also. 
Was hat es dann wohl mit der Betonung von Sachlichkeit
auf sich? - Soll von Menschlichkeit abgelenkt werden?
In der Seniorenpflege sind gängige Redewendungen,
welche geläufig waren und verstanden wurden,
als verpönt geoutet worden. "Füttern" zum Beispiel
wird durch "Nahrung anbieten" oder
 "Nahrung reichen" ersetzt.
In meinen Ohren klingt das künstlich - 
riecht nach "Warenwert".
Der Mensch als wertfreier Gegenstand - als Ware,
hat auch im Sprachgebrauch Einzug gehalten.
Wohl dem "Pflegeempfänger", wenn sich jemand findet,
 der ihn bei Bedarf, höchstpersönlich füttert, - ohne dabei
auf die Uhr zu schauen.
Denn das ist wertvoll! Subjektiv natürlich!
 
  ©miro

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