Freitag, 6. April 2007

Das faule Holz und das Glühwürmchen

Es war einmal ein faules Holz
und ein Glühwürmchen.
Die lebten in guter Nachbarschaft.
Da beide das gleiche Hobby hatten,
nämlich in der Dunkelheit zu leuchten, 
führten sie oft eifrige Diskussionen. 
"Es ist die Chemie, die uns verbindet."
sagte das faule Holz. 
"Nein, es ist die Schöpfung!"
meinte das Glühwürmchen,
denn es glaubte an eine höhere Macht.
"Schau!", sagte das faule Holz, "Ich bin
hier am Waldesgrund niedergesunken
und durch den chemischen Zersetzungsprozeß
leuchte ich."
"Es gefällt mir natürlich, zu leuchten, denn dann
sehe ich mehr, doch es ist alles Verfall, nichts weiter."
" Es ist göttliche Fügung." sagte das Glühwürmchen.
"Du hättest auch anderswo niederfallen können und
dann hättest Du nicht geleuchtet."
"Es ist Zufall!" entgegnete das faule Holz.
Und so diskutierten sie eifrig.
Es wurde dunkel und beide begannen zu leuchten.
Das faule Holz mehr oberflächlich und das
Glühwürmchen mehr innerlich.
Und eine Gruppe Spaziergänger kam vorbei.
Die wußten natürlich nichts von der Freundschaft
zwischen dem Glühwürmchen und dem faulen Holz.
" Seht ´mal! Ein Holz das leuchtet!" rief eine Kinderstimme.
" Das ist gut! Da stolpern wir nicht, wenn ich es mitnehme!"
" Was für ein glücklicher Zufall!" meinten die Eltern lächelnd.
" Richtig!" brummte das faule Holz.
Und so kam die Gruppe ohne zu stolpern durch die Dunkelheit.
" Gott hat es so gewollt!" murmelte das Glühwürmchen traurig
und schwirrte davon.

©miro

Keine Kommentare: